In Köln, Düsseldorf oder Bonn leben seit einigen Jahren größere Kolonien Halsbandsittiche. Für Touristen sind sie eine freudige Abwechslung. Sie erfreuen sich an dem ungewohnten Anblick der grünen Vogelschwärme, die laut und schnell an ihnen vorbeifliegen.
Doch die Sittiche sind nicht überall beliebt. Sie nisten, vielleicht auch aus Mangel an innerstädtischen alten Baumhöhlen, mittlerweile mit Vorliebe in Wärmedämmverbundsystemen und gelten als ortstreu. Hausbesitzer, deren Fassaden von den Vögeln auserwählt wurden, sind sie daher oft ein Graus.
Häufig nutzen die Sittiche bereits z. B. durch Spechte vorgeschädigte Fassaden und legen kreisrunde Öffnungen und Gangsysteme für ihre Brut im Wärmedämmverbundsystem an.
Bautechnische Bewertung
Aus bautechnischer Sicht stellen Schäden an der Fassade Feuchteschutz- und Bautenschutzprobleme dar. Wasser kann in die Außenwand eindringen und die Außenwand auffeuchten. Je nach Dämmsystem kann die Dämmwirkung nach Durchfeuchtungen auch dauerhaft gemindert werden. Auch kann eine Belastung der Verankerung des WDVS-Systems durch eine Hinterfeuchtung zur Lockerung des gesamten Dämmsystems führen.
Darüber hinaus führen die Fehlstellen im Dämmsystem im Winter zu stärkeren Abkühlungen der Wand, die Dämmfähigkeit wird gemindert, im ungünstigsten Fall kann es hierdurch raumseitig in dem Wärmebrückenbereich zu Schimmelproblemen kommen.
Löcher in der Fassade sind daher zu schließen. Aus Gründen des Tier-, Natur- und Artenschutzes (BNaSCHG §39 und §44) dürfen wild lebende Tiere nicht beunruhigt, getötet oder in ihren Lebensstätten beeinträchtigt werden. Vor der Reparatur der Fassadenlöcher bzw. deren Verschluss ist daher sicher auszuschließen, dass Tierleben hierdurch beeinträchtigt werden.
Zunächst ist daher der Schadensumfang und vorhandenes weiteres Leben (Haussperlinge, Fledermäuse) im Dämmsystem und das Ausmaß der Aushöhlungen zu klären.
Sanierung
Der schadhafte Dämmbereich ist zu ergänzen. Häufig wird dann der Austausch eines größeren Fassadendämmungsbereichs erforderlich.
Ein neuer Verschluss bzw. Austausch des schadhaften Dämmsystems sollte spätestens vor dem Winter und nach Brutzeiten, d. h. am günstigsten von August – Oktober erfolgen. Die Reparaturfläche wird sich später von der weiteren Fassadenfläche optisch unterscheiden, so dass häufig auch ein Anstrich der gesamten Fassade erforderlich wird. Bestätigen sich weitere Mängel an der Fassadendämmung, kann eine Gesamterneuerung sinnvoll werden. Diese kann je nach Alter und Ausführung Ihrer Dämmung auch energetische Einsparpotentiale und brandschutztechnische Verbesserungen bieten. Gern beraten wir Sie dazu.
Schadensvorbeugung
Ein dickerer Außenputzauftrag (sofern mit dem Wärmedämmverbundsystem zulassungskonform vereinbar) oder eine glattere Fassadenfläche mögen die Sittiche weniger, dies kann bei neuen Fassaden helfen, Schäden zu vermeiden.
Sie mögen Sittiche, nur nicht in Ihrer Fassade?
Stellen Sie fest, dass Sie in Ihrer Fassade „Untermieter“ haben, wenden Sie sich bitte an qualifizierte Tierschützer, die Ihnen mit Fachkenntnis zur Seite und stehen und Sie beraten. Das Tierwohl steht per Gesetz an oberster Stelle, behalten Sie dies im Blick. Schließlich resultiert das Einnisten von Tieren in Fassadendämmungen wie auch das Besiedeln von Dachböden durch z. B. Fledermäuse aus der Eingrenzung des Lebensraums der Tiere durch uns Menschen. Das Ansiedeln fremder Arten in unseren Breiten und deren Anpassung an die vorhandene Umgebung ist Folge des Klimawandels. Die Tiere passen sich an. Lassen Sie uns von daher auch ein Stück Anpassung mitgehen und verträgliche Lösungen für alle finden.
Bieten Sie alternative Nistmöglichkeiten!
Der Arbeitskreis „Kölner Sittiche“ des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) rät bei Fassadenproblemen durch ortstreue Sittiche fassadennah Nistkästen im Bereich früherer Fassadenlöcher oder weiteren hoch gelegenen Fassadenbereichen als alternative Nistmöglichkeiten anzubieten.
Für die Beschaffung geeigneter Nistkästen können Sie sich an den NABU wenden. Schildern Sie dort Ihre Situation und legen sie Bilder der Problembereiche bei.
Kontakt: NABU Stadtverband Köln Luxemburger Straße 295, 50939 Köln, Tel. 0221 – 790 28 89 GS@NABU-Koeln.de
Zudem hat der NABU Köln ein Informationsblatt ausgearbeitet.