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Sichtbarkeit von Baukonstruktionen als gestalterisches Element versus Feuchte- und Wärmeschutz

Sichtmauerwerk Fassadenöffnung Schlagregenschutz

Wissen um konstruktive Aufbauten ist gut und wichtig

Konstruktionskenntnis und hierfür ggfs. auch Sichtbarmachung von verborgenen Konstruktionen ist wichtig und bildet die Grundlage der Bewertung von Lebensdauern bzw. Restnutzungsdauern im Sinne der Nachhaltigkeit und des Ressourcenschutzes und der damit steigenden Bedeutung des Bestandserhalts.

Nur wer eine Idee davon hat, welche Materialien sich in unseren Bestandskonstruktionen verbergen, weiß, welche Untersuchungen ggfs. zu veranlassen sind, um Schadhaftigkeit und Tragsicherheit zu bewerten.

Viel zu häufig ist Ingenieurbaukunst eine verborgene Kunst, denn wer erahnt z. B. bei massiven Museumsbauten wie der Eremitage in St. Petersburg schon verborgene Ingenieurbaukunstschätze in Form eiserner Tragwerke aus der Frühzeit der Konstruktionsentwicklung einizigartige, kreative Knotenpunkte – eiserner Verbindungen aus der Formensprache des Holzbaus usw. im Dach des Museums, welche allein schon Besichtigungen wert wären.

Konstruktionskenntnis sollte nicht nur Baukonstruktionsvorlesung für den Neubau, sondern insbesondere an Altbauten an unseren Hochschulen z B. in Form konstruktiver Bestandserfassungen und -bewertungen an Bauingenieur*innen und Architekt*innen vermittelt werden. Bereits für energetische Betrachtungen, muss eine Idee davon vorhanden sein, welche Materialqualitäten und Wandaufbauten zu welcher Zeit gebaut wurden.

Hierfür müssen Konstruktionen geöffnet werden.

Das Öffnen und Vermitteln von Baukonstruktion kann im Innenraum auch als Denkanstoß erhalten werden.

Bekleidungen hatten in der Vergangenheit meist ihren Sinn

Doch sobald Konstruktionen im Außenraum geöffnet werden, um sie zu zeigen, sollte über die Konsequenzen nachgedacht werden, denn oft hatten die früheren Baumeister gute Gründe dafür, Bauteilaufbauten zu bekleiden.

Die Frage der Sichtbarmachung beobachten wir häufig bei verkleideten, z. B. verputzten verschieferten Fachwerkhäusern. Gerade in Regionen mit hohem Niederschlagsaufkommen wurden diese Fachwerkhäuser bereits in der Vergangenheit insbesondere an den Wetterseiten stets bekleidet, um die Dauerhaftigkeiten zu erhöhen, denn zu langanhaltende hohe Feuchten schädigten sowohl das Holztragwerk als auch die historischen Lehmgefache. Auch wenn verputzte Bauten in der Vergangenheit ein höheres Ansehen genossen, als der vor der Industrialisierung allgegenwärtige, profane Fachwerkbau, so wurden Verputze nicht nur aus Prestigegründen hergestellt, sondern auch, weil vielleicht die Tragkonstruktion aus für eine Bewitterung nicht dauerhaften, guten Hölzern bestand, die schlicht nicht geeignet sind für eine Bewitterung.

Auch Sichtmauerwerk differiert in seinen Qualitäten. Im historischen Bestand. Es gibt gutes, hochtemperiert gebranntes, scharfkantiges, dichtes Klinkermauerwerk, das Sichtmauerwerk guten Witterungsschutz zu bieten vermag und weniger hoch gebranntes, weniger dichtes, dafür besser dämmenderes Hinterfüllmauerwerk.

Die Tempel im Kathmandutal haben den Schlagregenschutz des Klinkermauerwerks mit ihren traditionellen Dachi Appa – das sind gut gebrannte, sehr schmalfugige äußere Verblendsteine, die sich keilförmig nach hinten verjüngen – beispielsweise zur Perfektion getrieben.

Nicht jeder Mauerwerksstein taugt zum Sichtmauerwerk. Verputze bieten den Fassaden Schlagregenschutz, schützen vor Fugenmörtelverlusten und verhelfen unseren Wänden zu Luft- und Winddichtheit.

Wird Putz aus gestalterischen Aspekten oder, um Baukonstruktionen sichtbar zu machen, freigelegt, sind die Konsequenzen zu bedenken.

Außenliegende Bauteilfreilegungen können den Feuchte- und Wärmeschutz mindern und Schäden verursachen

Das Freilegen von Mauerwerk von Putz fördert eine Auffeuchtung zudem vermindert sich der Wärmeschutz, im schlimmsten Fall zieht dies Schimmelpilzgefährdungen nach sich. Freilegungen mindern auch den Wärmeschutz, je nachdem, ob angrenzende Konstruktionen neben den Verputzen auch äußere Wärmedämmungen erhielten, stellen Mauerwerksfreilegungen materialbedingte Wärmebrücken dar. Die Raumseiten dieser Bereiche kühlen im Winter durch das Fehlen von Putz und Dämmung verstärkt aus. Zudem sind mögliche Schadensgefährdungen bei außenliegenden Freilegungen zu berücksichtigen. In dem einführenden Blogbeitragsbild wird durch oberseitiges herausstehendes Blech die Wand darüber zum spritzwassergefährdeten Bereich, wofür gesonderte Abdichtungen vorzusehen wären. Zudem stellt die Blechanschlussfuge eine zusätzliche Feuchteeintrittsgefährdung dar.

Vor Freilegungen sind Schlagregenschutz wie auch Wärmeschutz zu untersuchen. Nicht alles geht zuverlässig zerstörungsfrei. Ggfs. müssen dafür Proben entnommen werden. Der Wärmeschutz ist rechnerisch in Form einer bauphysikalischen Wandnachweise sowie ggfs. auch durch Wärmebrückenberechnung nachzuweisen.

Freilegungen aus gestalterischen Gesichtspunkten sollten gegen Verluste der Robustheit der Konstruktion und die Minderung des Schutzes gegen äußere Einflüsse abgewogen werden.

Innenliegende Freilegungen wie im Folgenden Bild, einer Innenwand im Museum der Leuchtenburg, dargestellt bieten sich hier eher für gestalterische Denkanstöße und Baukulturvermittlung an, als außenliegende, schadensträchtige Fassadenöffnungen.

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