Sie sanieren ein Fachwerkhaus? Was sollten Sie hierbei berücksichtigen?

Das Tragwerk

Das Holzfachwerk ist das Tragwerk des Fachwerkhauses. Dieses gilt es zu schützen, zu erhalten und im Schadensfall zu ergänzen. Zu hohe Feuchten stellen die größte Gefahr für die Dauerhaftigkeit des Fachwerkholzes dar.

Haben Sie ein Fachwerkhaus neu erworben und sind noch nicht mit dem Haus vertraut?

Dann empfiehlt es sich, das Tragwerk konstruktiv zu erfassen und u.a. auf Vollständigkeit zu prüfen, denn häufig stellen wir fest, dass in der Vergangenheit für das Tragverhalten wesentliche Holzbauteile im Zuge von Umbauten wie Riegel oder Kopfbänder entfernt, durchtrennt, im Querschnitt gemindert oder beschädigt wurden.

Durch Schäden an den Hölzern können zudem die Verbindungen der Hölzer in ihrem ursprünglichen Kraftfluss gestört worden sein, so dass Lasten nun umgeleitet und angrenzende Bauteile überlastet werden, was häufig in Verformungen und Durchbiegungen erkennbar wird. Daraufhin sollte fachkundig untersucht werden.

Es empfiehlt sich eine Prüfung durch Tragwerksplaner*innen oder im Holzbau / Fachwerkbau erfahrene Sachverständige.

Das Holz

Darüber hinaus sollten einsehbare Hölzer auf Schäden durch Insekten (Anobien, Faulholzinsekten oder Hausbock) oder Fäulen geprüft werden. Hinsichtlich Fäulen sind Bauteile besonders gefährdet, die erhöhten Feuchtebelastungen ausgesetzt sind oder waren. Das sind häufig die Fußschwellen, die Fensterbänke und Verbindungen der Fensteranschlussriegel an die Fachwerkständer, der Dachrand angrenzend an die Regenrinne oder auskragende Deckenbalkenköpfe. Im Inneren entwickelten sich Fäulen häufig in Fußböden der Bäder oder Küchen.

Diese Aufgabe sollte Sachkundigen / Sachverständigen im Holzschutz übertragen werden.

Die Bauteilaufbauten und Beschichtungen

Auch falsche Anstriche und Bauteilaufbauten können Ursachen von Fäulen sein. Sind die Anstriche zu dicht und werden sie durch Holzrisse und Anschlussfugen hinterlaufen, verzögert sich die Abtrocknung und es kommt zum Feuchtestau und Fäuleentwicklungen. Deckende Anstriche auf Fachwerkhölzern sind regelmäßig zu warten. Ggfs. sind sie vor Neuanstrichen zu entfernen. Ein Dampfdiffusionswiderstand von sd < 0,5 m hat sich bei Holzanstrichen bewährt. Dies erfordert sehr dünne Anstrichstärken.

Auch Gefachoberflächen, wie Putze und Anstriche, sollten einen niedrigen sd-Wert aufweisen und nicht zu starr ausgebildet werden. Zementputze sind z.B. ungeeignet.

Die Fugen

Zudem dürfen Fachwerkholzanschlussfugen in Sichtfachwerkfassaden nicht mit künstlichen Dichtstoffen geschlossen werden. Diese können den durch Schwinden und Quellen sowie Temperatur und Wind verursachten Bauteilbewegungen nicht standhalten und reißen auf, Feuchte dringt ein und bleibt dort gefangen.

Holz-Holz- bzw. Holz-Gefach-Anschlussfugen im Fachwerk sind nicht dicht. In die Sichtfachwerkwand eindringende Feuchte muss wieder abtrocknen können. Rissverläufe sind hinsichtlich der Feuchtesituation zu bewerten. Breite Risse sollten z. B. durch Ausspanen geschlossen werden. Gefache sollten möglichst bündig an Fachwerkhölzer anschließen. Überstehende Bauteile, wie eine auf einem Steinsockel liegende Schwelle, sollten mit Tropfkantennuten ausgebildet werden. Werden Schwellen auf Horizontalsperren verlegt, dürfen diese nicht über die Schwelle hervorstehen und besser eine Steinschicht unter den Holzschwellen angeordnet sein.

Frühere Sanierungen und Dämmungen

Um Sichtfachwerkfassaden zu erhalten, werden häufig im Zuge energetischer Sanierungen Innendämmungen verbaut. Sind diese zu stark und nicht kapillaraktiv oder luftdicht verbaut, kann es zu Auffeuchtungen im Bauteilquerschnitt kommen, sich der Taupunkt nach innen verschieben und die Holzfeuchten im Laufe der Zeit aufschaukeln. Frühere, ungeeignete energetische Sanierungen sind häufig Ursache von Fäulen am Holzfachwerk. Um dies zu vermeiden, wurden Anforderungen an zusätzliche Innendämmungen für Fachwerkhäuser in Normen und Regelwerken abweichend von den üblichen Anforderungen an energetische Sanierungen in ihrer Stärke und Materialwahl auf einen Wärmedurchlasswiderstand von R = 0,8 m²K/W begrenzt.

Zudem ist die Schlagregenbeanspruchung bei der Entscheidung, ob Sichtfachwerk überhaupt dauerhaft möglich ist, zu bewerten. Vor dem Einbau von Innendämmungen empfehlen sich bauphysikalische Berechnungen bzw. hygrothermische Simulationen. Hier sind Bauphysiker*innen gefragt.

Qualifizierte Handwerker und die Dokumentation der Arbeiten

Müssen Fachwerkhölzer durch Beschnitt saniert werden, sollte diese Aufgabe von Zimmerern*innen mit Zusatzqualifikation Restaurator*in im Handwerk übertragen werden. Diese wissen um die Elastizität und das Gefüge von Fachwerken, kennen zimmermannsmäßige Reparaturverbindungen und können sie anwenden. 

Zum Werterhalt Ihrer Immobilie empfiehlt es sich, Sanierungen gut zu dokumentieren.

Ausführliche Hinweise und Regeln zur Fachwerksanierung wurden u.a. durch die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA) im Referat 8 erarbeitet. Die WTA-Merkblätter umfassen u.a. Hinweise zu geeigneten Bauteilaufbauten, Gebrauch und Instandhaltung, Bauphysik, Brandschutz und Schallschutz.